OTHER
MINDS

BERLIN 2022 /
OSLO & OTHER CITIES 2024

ORTE

HAUPTAUSSTELLUNGSORT

Archenhold-Sternwarte
Alt-Treptow 1

12435 Berlin

ASTW-Header

Screen City Biennial Other Minds findet in der Archenhold-Sternwarte in Berlin, Treptow als Hauptausstellungsort statt. Die Archenhold-Sternwarte, gelegen inmitten des Treptower Parks im ehemaligen Ostberlin, ist die älteste und größte öffentliche Sternwarte Deutschlands und ein Ort, an dem sich viele Ebenen von Geschichte überlagern.

Die Archenhold-Sternwarte ist umgeben von weitläufigen Wiesen, die sich in den Plänterwald erstrecken und beinhaltet das Museum zur Himmelskunde (ein Museum für Astronomie), dessen Sammlung einen Meteoriten aus Eisen beinhaltet; das Zeiss-Kleinplanetarium, die an das Hauptgebäude angrenzende kleine Sternwarte; den Einstein-Saal, den Ort, an dem Albert Einstein zum ersten Mal eine Lesung zur Relativitätstheorie in Berlin hielt (am 2. Juni 1915, während des Ersten Weltkriegs); das Sonnenphysikalische Kabinett sowie den Großen Refraktor, das längste bewegliche Linsenteleskop der Welt.

Der Große Refraktor ist ein 21 Meter langes Teleskop, das während der Großen Berliner Gewerbeausstellung 1896 eingeweiht wurde und die technologischen Fähigkeiten Deutschlands vor aller Welt zur Schau stellen sollte. Als die Ausstellung zu Ende ging, gab es weniger Gelder zum Abbau des Teleskops, als ursprünglich im Vertrag vereinbart. Die Stadt Berlin entschied daraufhin, dass das astronomische Objekt bis auf Weiteres im Treptower Park verbleiben könnte, was offiziell die Gründung der Archenhold-Sternwarte markierte.

Die Große Berliner Gewerbeausstellung von 1896, die sich über den Treptower Park erstreckte, beinhaltete weitere „Attraktionen“, wie einen kolonialistischen Freizeitpark, in dem mehr als Einhundert Schwarze Personen gezeigt wurden, die aus den ehemaligen deutschen Kolonien deportiert wurden, inklusive Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika (dem heutigem Namibia), Deutsch-Ostafrika (welches das heutige Tansania, Ruanda und Burundi umfasste) und einigen pazifischen Regionen. Diese People of Color lebten, arbeiteten und performten im Treptower Park unter dem Blick des zahlenden (und größtenteils weißen) Publikums in etwas, was man als eine Art menschlichen Zoo beschreiben kann. Rassistische Praktiken wie diese, Menschen als exotische Objekte auszustellen, waren gängige koloniale Praktiken in Europa bis in das 20. Jahrhundert hinein. Heute findet man im Treptower Park nur eine kleine Gedenktafel in Erinnerung an die gewaltvolle Kolonialgeschichte Deutschlands. Hier zeigt sich, wie wenig sichtbar bestimmte gewaltvolle Aspekte der deutschen Geschichte im Vergleich zu anderen in der Stadt erinnert werden – trotz der hochgelobten Erinnerungskultur Berlins.

Öffentliche Orte sind kaum jemals neutrale Orte und Screen City Biennial Other Minds hat dementsprechend das Ziel, die umkämpften Ebenen hinter dem Ausstellungsort zu beleuchten, die Zeichen und Spuren zu identifizieren, die das wissenschaftliche Museum als solches markieren, während die unterliegenden Elemente der Geschichte durch das narrative Konzept der Ausstellung und der einzelnen Kunstwerke hervorgehoben werden. Die Künstler:innen sind mehr oder weniger direkt in einen Dialog mit dem Museum zur Himmelskunde und mit der Archäologie der Sternbeobachtung, den kosmischen Objekten, die in dessen Räumlichkeiten ausgestellt werden, sowie mit den anliegenden Gebieten des Treptower Parks getreten.

Diese Dialoge umfassen unter anderem die Interaktion mit dem Pendel auf der Bühne des Einstein-Saals, welches vom Künstler-Duo Metahaven in dessen Arbeit Capture (2022) integriert wurde. Im Sonnenphysikalischen Kabinett ein Raum, der von zwei Wissenschaftlern entworfen wurde, um ein Bild der Sonne in Echtzeit zu projizieren, ist Viktor Pedersens and Ingrid K. Bjornaalis To See Without Man (2022) ausgestellt, ein Werk, das sich mit der Intelligenz von Pflanzen und dem transformativen Potenzial solarer und photosynthetischer Prozesse auseinandersetzt. Patricia Domìnguez’ Videoinstallation Matrix Vegetal (2022) wird skulptural erweitert , um den großen Eisenmeteoriten im Museum zur Himmelskunde miteinzubeziehen. Lundahl & Seitls STERNWARTE—A Language of What May Not Be Said (2022), Teil ihrer Reihe Symphony of a Missing Room (2009 - fortlaufend), beinhaltet atmosphärische Klänge , die in der Archenhold-Sternwarte aufgenommen wurden. Und zuletzt zieht Anna Ehrensteins’ dekoloniale Ästhetik in ihren Coffee Ground Imaginaries (2022) eine Linie, die die Archenhold-Sternwarte mit dem ehemaligen kolonialen Kulissendorf verbindet, das am Karpfenteich im Treptower Park während der Ausstellung 1896 errichtet wurde, sowie mit dem Pariser Platz, wo sich die Büroräume der Waffenindustrie befinden, die ein integraler Bestandteil des deutschen Kolonisationsprojekts in Afrika war.

Das Team der Archenhold-Sternwarte hat Other Minds willkommen geheißen und sich intensiv mit den Anforderungen der Ausstellung auseinandergesetzt, wobei es sogar so weit ging, spezielle Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die für gewöhnlich nicht öffentlich zugänglich sind. Wir sind Tim Florian Horn, Stefan Gotthold, Matthieu Jimenez und dem Rest des Teams der Archenhold-Sternwarte und der Stiftung Planetarium Berlin für den Kooperationsgeist zutiefst dankbar.

Die Archenhold-Sternwarte ist eine der drei astronomischen Einrichtungen der Stiftung Planetarium Berlin.

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