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Jacob Kirkegaard

DK

OPUS MORS (2019)

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Sound-Installation und Live-Performance ● Ort: Archenhold-Sternwarte, Zeiss-Kleinplanetarium (Garten) ● Photo: Daniela Arriado

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OPUS MORS erschafft einen komplexen Raum für die hörbare Erfahrung der molekularen Modifikation von Materie, wenn ihr bewusster Lebenszustand beendet ist. Das Werk besteht aus vier Teilen, jedes zusammengesetzt aus Aufnahmen von vier Umgebungen, in denen sich der menschliche Körper befinden oder denen er ausgesetzt sein kann im unmittelbaren Post-Mortem: ein Leichenhaus, Autopsie, Dekomposition und Kremation – Ereignisse, die wir nicht mehr mit unserem Körper wahrnehmen könnten.

Opus Moratorium erzeugt die Atmosphäre im Inneren einer Leichenhalle, die durch die langsamen und Tiefen Töne der Kühlungsvorrichtungen für die Leichen hörbar wird. Opus Autopsia ist eine detaillierte and präzise Nahfeld-Tonaufnahme einer kompletten Autopsie, die die Sezierung des Körpers, die Entnahme und das Aufschneiden der Organe und die Wiederzusammensetzung und Säuberung des Körpers beinhaltet. Opus Crematio ist das Klangportrait einer Kremation über verschiedene Stadien der Verbrennung hinweg – vom Moment, in dem der Sarg in den Ofen gerollt wird, bis zur Verlagerung der Asche in den Kühler und den Knochenzertrümmerer. Opus Putesco wurde in einer wissenschaftlichen Einrichtung realisiert, in der gespendete Leichen in einer abgeschlossenen Umgebung platziert werden, wo sie natürlich verwesen können und dabei untersucht werden, um die verschiedenen Phasen der Dekomposition zu verstehen und die Analyse von Beweisfragmenten in forensischen Studien zu unterstützen.

OPUS MORS, insbesondere Opus Putesco, aktiviert den Widerstand des menschlichen Geistes gegenüber dem Gedanken an Tod und körperlichen Verfall und gibt so der Vorstellung der menschlichen Dekomposition eine neue Bedeutung als natürliche Transformation (oder Re-Komposition) in eine andere Materie. Schließlich leitet sich das word human vom lateinischen humus, „Erde“, ab. Die Interaktion von organischer und anorganischer Materie ist eine Voraussetzung für die Existenz des Lebens selbst, das das Ergebnis eines einzigartigen Tanzes zwischen beiden ist.

Opus Putesco ist im Zeiss-Kleinplanetarium installiert, welches an das Hauptgebäude der Archenhold-Sternwarte angrenzt. Opus Autopsia wird vom Künstler performt.

Jacob Kirkegaard

Jacob Kirkegaards Werk erforscht Wege, über komplexe, unentdeckte oder unerreichbare Umstände oder Umgebungen zu reflektieren. Seit 2006 erforscht Kirkegaard auch intensiv Tonaufnahmen und erschafft Werke, für die er otoakustische Emissionen nutzt – Töne, die vom menschlichen Ohr selbst generiert werden. Das Kernelement und die Methode seines Werkes liegen darin, Tonaufnahmen der greifbaren Aspekte seiner nicht-greifbaren Themen zu verwenden.

Kirkegaard’s Klangarbeiten wurden von Important Records (USA), Touch (UK) und Posh Isolation (DK) veröffentlicht. Er sit Gründungsmitglied des Sound-Art-Kollektivs freq_out und der Non-Profit-Kunst-Organisation TOPOS. 2016 erhielt Kirkegaard einen Aufenthalt als Sound-Künstler am St. John's College, University of Oxford (UK.). 2022 erhielt er eine sechs-monatige Gastprofessur an Hochschule für Musik der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Deutschland.

Seine Arbeit war Teil von Ausstellungen von MoMA (New York, USA), Louisiana Museum of Modern Art und ARoS Aarhus Art Museum (Dänemark), The Menil Collection sowie Rothko Chapel (Houston, USA), The Sydney Biennale (Australien), Aichi Triennale (Nagoya), Mori Art Museum (Tokyo, Japan), neben weiteren. 2022 erhielt Kirkegaard die Eckersberg Medaille der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Anerkennung seiner außergewöhnlichen Leistungen in den Künsten.

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