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Viktor Pedersen with Ingrid K. Bjørnaali

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To See Without Man (2022)

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Ein-Kanal-Video und 6-Kanal-Sound-Installation ● Dauer: 23’22’’ ● In Auftrag gegeben von Screen City Biennial ● Ort: Archenhold Observatory, Solar Physical Cabinet ●  Viktor Pedersen mit Ingrid K. Bjørnaali, To See Without Man (2022). Standbild der Produktion. Mit freundlicher Genehmigung der Künstler*innen.

Lesetipp: Mit einem Klick an beliebiger Stelle sind die Schriftfarben umkehrbar

In diesem animierten Video verschmelzen in einer digital bearbeiteten Landschaft Pflanzen und Menschen, Blätter und Haut, Wurzeln und Münder. Kau- und Schluckgeräusche nehmen eine erzählende Stimme vorweg, die über die inhärent grausame Stoffwechselsituation allen tierischen Lebens reflektiert. Unsere Haut, die nicht in der Lage ist, Photosynthese zu betreiben, kann die Nährstoffe, die wir brauchen, nicht aus der Materie des Sonnenlichts und den chemischen Bestandteilen unserer Umgebung herstellen - so wie es Pflanzen können. Daher sind wir im Grunde dazu verdammt, die biochemische Arbeit anderer Lebewesen auszunutzen, um zu überleben. Wie die Erzählstimme argumentiert, ist die Tatsache, dass wir ein Leben nehmen müssen (oder zumindest die Arbeit einer Pflanze ausnutzen), um am Leben zu bleiben, ein unausweichliches biologisches Merkmal des tierischen Körpers und ein Ergebnis der Evolution. Eine allgemeine Nachlässigkeit, die auf dem menschlichen Exzeptionalismus und der westlichen Logik der Extraktion beruht, hindert uns jedoch daran, diesen Austausch mit einem Gefühl der Dankbarkeit für das Leben, das wir nehmen oder nutzen, anzuerkennen.

To See Without Man ist ein poetischer Versuch, mit dem pflanzlichen Geist in Kontakt zu treten, um die Modi zu verstehen, wie die Pflanzen ihre Umgebung spüren. Kann uns die bewusstseinserweiternde Symbiose mit Pflanzen zu einem umfassenderen Verständnis ihrer Art zu sehen, zu kommunizieren und sich zu erinnern führen? Kann das Blatt als energieverarbeitende Oberfläche ein praktisches Werkzeug sein, um extraktive Praktiken zu überdenken, die zu einer anthropogenen Erschöpfung der Ressourcen führen? Kann die Photosynthese einen spekulativen Rahmen bieten, um sich eine Zukunft vorzustellen, in der der menschliche Körper gelernt hat, Sonnenlicht zu verarbeiten und teilweise pflanzlich geworden ist?

Für diese Arbeit hat Ingrid K. Bjørnaali mit 3D-Scans von Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Tollkirsche, Beifuß und Tabak) gearbeitet, die für medizinische und rituelle Zwecke verwendet werden und von Viktor Pedersen zu Hause angebaut werden. Das räumliche Sounddesign wurde in Zusammenarbeit mit Notam (Norwegian Center for Technology, Art, and Music) in Oslo erarbeitet.

 

 

Viktor Pedersen

Viktor Pedersen (geb.1988) arbeitet interdisziplinär mit Video, Performance, Sound und Text. In seiner künstlerischen Praxis nähert er sich nicht-menschlicher Intelligenz an, um zu betrachten, wie wir bewusst und unbewusst mit anderen Organismen interagieren. Pedersen nimmt oft verschiedene Rollen als hybrides Wesen ein, wobei er Geschichten erzählt – ein Außerirdischer aus einer anderen Dimension, ein Pilz, der seinen Körper als Medium benutzt, oder die Bakterien in seinem Körper. Durch diese Perspektiven möchte er die Idee des menschlichen Exzeptionalismus in Frage stellen und mit ihr spielen.

Pedersen erhielt seinen MFA von der Oslo National Academy of the Arts 2020 und seinen BFA von der Academy of Contemporary Art and Creative Writing in Tromsø 2016. Zu seinen letzten Solo-Ausstellungen gehören Dancing With Dionysos, Galleri Memphis, Oslo (2022) und The Skin, A Border, Studio17, Stavanger (2021). Ausgewählte Gruppen-Shows beinhalten The Arctic Arts Festival, Harstad (2021) und Høstutstillingen, Oslo (2020). Er ist der Gründer und Organisator der Plattform Wild Seeds. Pedersen lebt und arbeitet in Oslo.

Ingrid K. Bjørnaali

Ingrid K. Bjørnaali (geb.1991) nimmt bestimmte Biotope mit digitalen Kameratechnologien auf und arbeitet mit diesen Teilen der Natur auf der Grundlage ihrer virtuellen Ergebnisse. Bjørnaali interessiert sich für verschiedene Prozesse des Lernens von und der Interpretation unserer Umgebung und der Arten, mit denen wir zusammenleben. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit verschiedenen wissenschaftlichen und technologischen Ansätzen zur Bilderzeugung, darunter die Photogrammetrie, und untersucht, wie diese unsere Sichtweisen verändern. Ihre Arbeiten erforschen die Allgegenwart des Digitalen in unserer Erfahrung der Welt sowie die Unfähigkeit der Technologie, die Komplexität der Materie adäquat zu artikulieren.

Bjørnaali erlangte 2021 einen MFA an der Oslo National Academy of the Arts, und studierte in Teilzeit an der Taideyliopiston Kuvataideakatemia’s Time and Space Arts in Helsinki. Ihre Arbeiten wurden in Norwegen, Finnland, Kroatien, Malta sowie auf internationalen online Biennalen ausgestellt und sie nahm an Künstler*innenresidenzen in Finnland, Spanien und online teil. Sie lebt und arbeitet in Oslo.

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